Besuch und Hilfe im Tierheim

Liebe Mirafreunde,

diesmal begleiteten uns Diana und Sandra nach Targu Jiu, die ihre Eindrücke vom “ersten Mal Rumänien”  in ihrem Reisebericht festgehalten haben.


Das erste Mal Rumänien

– ein Reisebericht von Diana und Sandra

Als es hieß, „wir brauchen noch Freiwillige, die mit nach Rumänien fahren“ habe ich dieses Mal nicht gezögert: „Ich fahre mit.“ – So ging es Diana und mir wohl ähnlich, wir kannten uns vorher nicht, lernten uns aber ein paar Wochen später beim ersten Treffen kennen und konnten uns gut vorstellen, diese aufregende Reise zusammen mit Teammitglied Roswitha zu meistern.

Auf was ich mich da eingelassen habe, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht wissen, habe mich aber mental stark gefühlt, das „Elend” zu sehen – wie ich da noch dachte. So kam es, dass der Transporter eine Woche vor Reisestart fertig gemacht wurde, was heißt: Futterspenden einladen, Boxen auslegen, Wassertränken und Katzentoiletten checken usw.

Freudig aufgeregt und gute vorbereitet mit alten Klamotten mit Zwiebellookfunktion, Stirnlampe und Powerbank kam dann endlich der 26.10.2025 – als es morgens um 8 Uhr in Troisdorf endlich losging: 1800 km, auf der Hinfahrt mit Zwischenstopp in Arad kurz hinter der rumänischen Grenze. Das waren schon mal ca. 1.400 km an einem Stück. Deutschland, Österreich und Ungarn hinter uns gelassen, sind wir dann nach ca. 14 Stunden Fahrt in Arad angekommen.

Beim Tanken  an der Autobahntankstelle haben wir kurzerhand  eine Katze aufgesammelt, die der Autobahn sehr nahe kam, so dass wir es nicht vertreten konnten, sie da zu lassen. Flecki stieg also in den Trapo ein.

Gut ausgeruht und mit Frühstückswürstchen in der Tupperdose ging es dann weiter Richtung Târgu Jiu – noch etwa 400 km, davon 200 km Landstraße. Und genau jetzt wurde es aufregend, denn wir sahen die ersten Straßenhunde. Meistens an Parkplätzen lagen, standen, saßen sie: die heimatlosen Streunerhunde, die einen so berühren, weil man sie doch alle gern in einem  behüteten Zuhause sehen möchte, wie wir es aus Deutschland auch nun mal kennen. Manchmal sind sie allein und oft im Rudel.

Merken sie, dass ein Auto hält, kommen die Aufgeschlossenen freudig auf uns zu,  die Scheuen schauen aus der Ferne, was passiert.

So lernen wir schon die erste Lektion: Futter nie auf einen Haufen schütten, sondern in Linien, damit sich die Hunde nicht untereinander um das Futter zoffen.

Wir fuhren weiter, ohne die Hunde mitzunehmen, was Diana und mich ein wenig irritierte, da wir noch dachten, wir sammeln, so gut es eben geht, Straßenhunde ein, um sie mit ins Shelter zu nehmen.

Roswitha erkläre uns, dass es vielen Straßenhunden gar nicht so schlecht geht, wie wir immer vermuten, da sie zum einen gar nicht „couchfähig“ sind, zum anderen aber auch von Rumänen und anderen Tierschutzorganisationen teilweise gefüttert werden und sich durch Reste auf den Parkplätzen ernähren. Nicht gerade gesund, aber es reicht zum Überleben. Und wenn ich mir die Hunde hier anschaue, sind sie zum zum großen Teil nicht so unterernährt wie ich es immer auf schrecklichen Bildern gesehen habe. Man muss aber dazu sagen, dass es solche Hunde natürlich gibt, wie sie aber wahrscheinlich nicht sehen, weil die sich im Rudel meistens nicht durchsetzen können.

Wichtig ist aber immer, dass die Hunde kastriert sind. So auch wie diese, Roswitha, seit Jahren bekannte Hündin, die immer am selben Ort lebt. Vor Jahren von der Mira-Tierhilfe eingesammelt, kastriert und zu ihrem Rudel zurückgebracht, lebt sie immer noch am besagten Parkplatz am Kreuz. Sie freute sich ungemein, den Transporter zu sehen und natürlich das mitgebrachte Futter zu vertilgen.

Auch hier fuhren wir nach Abgabe all unserer „Hotelwürstchen“ weiter ohne einen Hund mitzunehmen.

Sollten wir verletzte, dünne und kleine Hunde sehen,  die sich nicht gegen größere durchsetzen können, oder aber trächtige Hündinnen, Welpen ohne Mutter oder ältere,  schwache Hunde, dann sieht es natürlich anders aus.

Etwas weiter an einer Kreuzung sahen wir dieses Rudel, mit 3 Welpen. Auch diese haben Futter bekommen, wir sammelten ebenfalls keinen Hund ein, die Welpen waren schon größer und wohl genährt, die Mutter sah ebenfalls gesund und genährt aus, so dass wir alle mit Futter versorgten und weiterfuhren. Auch die „Junghunde“ da zu lassen, war für mich schwer, aber so lernte ich, dass es eben nicht möglich ist, alle Hunde, egal welcher Größe, Alter oder Geschlechts mitzunehmen. Dafür sind zum einen die Kapazitäten im Shelter nicht ausreichend, und die Versorgung der Straßenhunde gar nicht soooooo schlecht.

Weiter ging es auf der Landstraße und teilweise durch Dörfer, bei jedem Hund, den wir sahen, beurteilten wir den Ernährungszustand und ob dieser ggf. im besten Fall ein Zuhause hat, weil er eben einfach vor einem Haus im Dorf entspannt lag. Bis wir dieses kleine Rudel sahen und stehen blieben.

Sofort kamen die Mäuse auf uns zugelaufen, die kleinen Weißen waren schon ziemlich dünn. Wir verteilten Futter und beschlossen, die Kleinen mitzunehmen. So kamen Motte und Luis zu uns ins Shelter.

 

Eben hier kamen wir dann nach ca. 6 Stunden Fahrt an, endlich sahen wir das Zuhause all unserer durch die Homepage bekannten Fellnasen in Realität: Die Halle, die wir schon so oft gesehen haben oder das neue Shelter, das letztes Jahr errichtet wurde, als das Office Shelter verlegt werden musste. Da waren sie: Jyta, Sely, Stella und ihre 7 Welpen, Kunos, Alan, Helma, Andrej, Hedda, Franz und alle anderen.

Zuerst haben wir allerdings nach Mathis geschaut, dem kleinen armen Kerl, dem so doll auf den Kopf geschlagen wurde, dass dieser manchmal seitlich abgeknickt. Er war zusammen mit Jiro, dem kleinen weißen Wuschel, der seine Hinterbeine nicht mehr bewegen kann, in einem separierten Teil der Halle, damit beide Ruhe bekommen. Mathis machte einen sehr guten Eindruck, kein seitliches Kopfnicken, das sah erstmal gut aus.

Bei dem Anblick von Jiro aber flossen nur so die Tränen: Sein Hinterleib hinter sich herziehend, bettelte er um Aufmerksamkeit von uns, fiepend und winselnd abwechselnd. Es war schrecklich, ihn so zu sehen, ein Beinchen, nur halb so lang wie das andere, unerkennbar, was damit passiert war. Und ich konnte gerade nichts für ihn tun, außer ihn zu streicheln und Leckerlies zu geben. Hatte er Schmerzen? Kann er Kot und Urin absetzen? Hat er eine Chance, wenn man sich nur um ihn kümmert, ihm hilft, sein rechtes Beinchen zu trainieren? Wie soll er hier ein schönes Leben haben? Hier fehlt ihm die menschliche Obhut mit Training und ärztlichen Know how. Er muss dringend nach Deutschland! Aber wer nimmt so einen kranken Zwerg ohne zu wissen, ob er je wieder laufen kann? Wo ist der Engel, der unserem Jiro helfen kann?

Nachdem wir uns also Mathis und Jiro angeschaut haben, haben wir die anderen Reisehunde gesucht, um zu checken, ob alle gut drauf sind. Dabei sind uns Hunde aufgefallen, die wir gar nicht von der Website kennen, die müssen wir noch unbedingt aufnehmen, Bilder machen und und und, damit sie die Chance auf eine schnelle Vermittlung haben. Der Winter steht vor der Tür.

Apropos Winter: Das war auch gleich für uns eine tagesfüllende Aufgabe an Tag 2: OSB Platten schneiden und als Wind- und Kälteschutz an die Lücken im Zwinger anbringen. Tadaaa… geschafft, wir sind ganz stolz und für die Hunde froh, dass noch mehr Schutz vor Kälte vorhanden ist.

 

Tag 3 hatte viel Sand für uns im Petto: Arbeiter halfen uns, diesen in die Zwinger zu bringen, während wir die Hunde in Schach hielten und den Sand verteilen konnten. Die Hunde haben sich nach der ersten Aufregung so über den frischen Sand gefreut und tobten teilweise in ihren Zwingern durch die Gegend. Die Zwinger sind überraschend groß und alle Hunde haben einen Unterstand und eine eigene Hütte. Niemals allein – es sei denn, die ganz unverträglichen.. Eines habe ich verstanden: Die Hunde haben es wirklich gut hier. Immer frisches Wasser und Futter, eine Hütte mit wärmenden Stroh und Kumpels- vor allem: Sicherheit, vor Hundefängern, Hunger, Kälte, Autos.

Tag 4 startete leider mit einer sehr traurigen Nachricht: Unsere Reisehündin Ella, schon älter und stark unterernährt, starb in der Nacht. Das ist eine der schlimmen Situationen, weil Ella am Freitag endlich in ein Zuhause hätte reisen können- so kurz vor dem so ersehnten Ziel:-(.

Liebe Ella, wir sind so traurig, dass Du kein eigenes warmes Körbchen mehr bekommen konntest:-(:-(:-(. Mach es gut, kleine süße Maus.

Das sind die Momente, die einen nochmal wissen lassen, dass es einfach unmöglich ist, alle Hunde zu retten, egal wie sehr man sich bemüht, wenn dann manchmal leider jegliche Hilfe zu spät kommt.

Im Shelter angekommen, haben wir uns sofort Jiro geschnappt, um ihn zum Röntgen zu fahren. Der tapfere kleine Kerl war aufgeregt und zugleich froh, so viel menschliche Nähe zu bekommen.

Beim Tierarzt wurde er untersucht und geröntgt: Sein linkes hinteres Beinchen war so komisch verformt, die Tierarzthelferin hat eine fast eingewachsene Wundkompresse entfernt, Jiro hat alles so wunderbar über sich ergehen lassen. Das linke Beinchen, oder das, was davon übrig ist, ist gebrochen und uns wurde gesagt, dass dieses am besten entfernt würde. Das rechte Beinchen scheint noch Kraft zu haben, wir konnten teilweise im Shelter auch feststellen, dass Jiro versuchte, sich aufzustellen. Das gibt uns Hoffnung, dass der kleine Mann noch die Chance hat, mit der entsprechenden Unterstützung wieder „laufen“ zu können. Eine genaue Diagnose kann aber erst in Deutschland erfolgen, die Diagnostik ist hier deutlich besser. Wir suchen daher dringend einen Platz für Jiro, um ihm die Möglichkeit zu geben, wieder laufen zu können.

Den restlichen Tag nutzten Sandra, Roswitha und ich, um jede Menge Bilder und Videos der Tierheimhunde zu machen, damit sie möglichst gute Chancen auf eine Vermittlung bekommen. Dabei haben wir gelernt, dass die besten Bilder meistens entstehen, wenn die erste Aufregung bei den Hunden vorbei ist. Sprich, wenn man im Zwinger ist und die Hunde nicht mehr wie wild umher springen, sondern einfach interessiert Kontakt aufnehmen wollen. So konnten wir viele wunderschöne Momente in den Zwingern erleben: Hunde, die sich nach anfänglicher Unsicherheit öffnen, Welpen, die an einem Spielzeug zerren, während ihr Bruder direkt daneben liegt und ganz tief und fest schläft, erwachsene Hunde, die miteinander spielen, wie wir es von unseren Hunden Zuhause kennen.

Diese Momente haben mich sehr berührt, weil man hier schon in den meisten Fällen nicht mehr unterscheiden kann zwischen Hund aus dem Tierheim und Hund Zuhause auf dem Sofa. “Was hat mein Hund Glück gehabt, dass er gesehen wurde!”, dachte ich so oft, zumal mein Hund Pedro vor 2,5 Jahren noch selbst im Mira-Tierhilfe-Shelter saß.

Wie können Hunde so viel Zuneigung zulassen, wenn viele von ihnen schon jede Menge Leid erleben mussten? Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich diese kleinen wunderbaren Seelen uns Menschen gegenüber öffnen können. Natürlich gab es auch Hunde, die leider so verängstigt sind, dass sie sich uns gegenüber nicht öffnen konnten. Einige von ihnen werden nie ein Zuhause finden. Aber das Mira-Tierhilfe-Shelter ist ihr Zuhause und hier dürfen sie so sein, wie sie sind. Und da es eben ihr Zuhause ist, hat mich wirklich beruhigt, wie gut die Zwinger ausgestattet waren. Jeder Hund hat eine eigene, im Winter sogar isolierte Hütte und es gibt wärmendes Stroh in allen Zwingern. Viele Zwinger sind ganz offen gestaltet und sogar ziemlich groß, manche haben Bäume, andere schattenspendende Dächer. Und das alles ist spendenfinanziert – so unglaublich toll.

Tag 5 war unser letzter Tag vor Ort.  Den Vormittag nutzten wir noch für letzte Fotos/Videos und Streicheleinheiten. Dabei entdeckten wir eine offene Kastrationsnaht bei einer Hündin, mit der wir kurzfristig zum Tierarzt mussten. Irgendwas ist wirklich immer zu tun.

Dann hieß es gegen Mittag Abschied nehmen. Fast 20 Hunde waren schon am frühen Morgen vom rumänischen Transporteur abgeholt worden und befanden sich schon auf ihrer Reise ins große Glück. Viele andere tolle Tiere blieben vor Ort- dies war sehr schmerzhaft für Sandra und mich. Also blieb nur das Versprechen, ganz viel Werbung für die Hunde zu machen, damit möglichst viele bald hinterher reisen dürfen.

Vom Shelter in Târgu Jiu hatten wir laut Navi knapp 19 Stunden Fahrt vor uns – zuzüglich Pausen für Straßenhunde füttern, Tanken, Toilette und Essen. .

Auf der Fahrt schauten wir nach jedem Straßenhund, den wir sahen, und gaben Futter. In einem kleinen Dorf sahen wir dann ein älteres Ehepaar auf einer Bank sitzen mit einem kleinen Hund. Wir blieben stehen, da wir noch Futter an Bord hatten und brachten es ihnen. Als das Ehepaar verstand, dass wir nicht den Hund mitnehmen wollten, sondern ihnen nur Futter und Leckerlies da lassen wollten, wurden wir umarmt und geküsst. Da kamen einem schon mal wieder die Tränchen, was zwei Tüten Trockenfutter so ausmachen können.

Nach 22 Stunden kamen wir wieder im Rheinland an- müde und mit 1000 neuen Eindrücken von dieser Woche in Rumänien.

Danke Mira-Tierhilfe für das Vertrauen, dieses Abenteuer selbst erlebt haben zu können – wir würden immer wieder mitfahren, um unseren so tollen Hundeseelen auch vor Ort helfen zu können.

Diana & Sandra

Hier noch einige Impressionen aus Rumänien